Sally Nyolo
Sally Nyolo - multiculti

Booklet mit Liedtexten in Originalsprache und deutschen Übersetzungen.

In ihren ersten Lebensjahren in Kamerun war Sally Nyolo noch umgeben von den Klängen und Tönen des afrikanischen Urwaldes und dem Geschnatter der Dorfältesten. Halb Kriegerin, halb Spionin lernte sie In ihrer Jugend in Paris die Gesetze des Großstadt-Dschungels kennen. Somit war sie bestens vorbereitet ihre Stimme zu erheben und sich Gehör zu verschaffen.

Sie wurde Teil der pulsierenden Pariser Musikszene Mitte der 80er Jahre und sang unter anderem in den Gruppen von Touré Kounda, Sixun und Tony Childs. Eines Tages kam es zu jener denkwürdigen Begegnung mit Marie Daulne und der Gruppe Zap Mama. Diese afro-europäische Gang junger Frauen machte sich mit wundervollen a-cappella-Gesängen weltweit einen Namen. Es entstanden zwei Alben, die Gruppe ging mehrmals auf große Tournee bis in die USA. Sally wurde erst einmal Mama...und zappte dann solo weiter.

Ihr erstes Album, Tribu, veröffentlicht 1996 und gesungen in ihrer Muttersprache Eton, erhielt den 'Prix Découverte' von Radio France Internationale. Es folgte eine große Tournee rund um die Welt, diesmal unter eigenem Namen. Im Frühjahr 1998 erscheint nun das neue Album Multiculti - in Deutschland bei Tropical Music, wo schon andere große Sängerinnen wie Mercedes Sosa, Cesaria Evora und Chavela Vargas ein sehr gutes Zuhause gefunden haben.

Die pulsierenden Gesänge bringen einen außer Atem, aber nie aus dem Rhythmus. Es ist der Rhythmus eines ausgelassenen und bizarren Afrikas, der von den feucht-dampfenden Wäldern und staubig-flirrenden Savannen als Echo bis in die Metropolen Europas zurückgeworfen wird. Multiculti ist ein Album, das sich klar zu seiner Herkunft bekennt, im Windkanal geformt und doch nah an der Erde, betont akustisch ohne elektronische Geschmacksverstärker, aber mit einer fast unglaublichen Gesangsarchitektur.

Sally Nyolos Stimme verdoppelt und verdreifacht sich unterstützt von ihren Background-Sängerinnen. Mit schnellen und gewagten Schritten geht sie flink von Lied zu Lied - der Versuch ihr zu folgen raubt den Atem. Aber an den Eigenheiten ihres Gesanges kann man sie immer wieder erkennen. Diese Vokalakrobatik ist wohleinstudiert und komponiert: Ein Menu mit gezapptem Entrée und einem Hauptgang aus dichten Rhythmen an elastischen Gitarren auf einem Fond tiefdringender Bässe.

Das erste Stück des Albums, Djini Djome, erschien bereits auf einer RealWorld-Compilation. Alle anderen Stücke entstanden in Paris und Brüssel Ende 1997 und tragen den selben vibrierenden und treibenden Geist wie das Eingangsstück. Die ?Nyolo? und ihrer Gehilfinnen springen und huschen voller Lebensfreude und Schalk um den imaginären Dorfplatz. Ihre Stimmen kreuzen sich und gebären etwas Neues, eben Multiculti, einen Titel mit Programm und gleichzeitig eine fast kulinarische Ode an die kulturelle Vielfalt.