Pinikpikan

Pinikpikan liveDie Entstehung der Band Pinikpikan ist so ungewöhnlich wie ihre Musik. 1989 trafen sich beim Baguio Arts Festival im Norden der Philippinen Künstler verschiedenster Gattungen. Maler, Bildhauer, Musiker und Performance Künstler aus Manila und allen Provinzen der Philippinen saßen eines Abends zusammen rund um den "dap-ay", den rituellen Mittelpunkt der Dörfer in den Cordillera Mountains von Luzon. Einige begannen mit Hölzern, die eigentlich für das Feuer bestimmt waren, einen Rhythmus zu spielen, andere spielten auf Bier- und Rumflaschen und Topfdeckeln. Schließlich brachte die Rockband "The Blank" E-Gitarre und Bass ins Spiel und irgendjemand baute auch ein Keyboard auf. Gespielt wurden die Rhythmen der einheimischen Igorots und Melodien der Bisayas und Ilongos aus dem Süden der Phillippinen. Die Sängerin Grace Nono der Band "The Blank" stimmte ihren jazzigen Gesang an und die Jamsession endete erst am frühen Morgen des nächsten Tages. Die Künstler nannten die Musik "Rock'n'Runo" (Runo ist ein Schilfgewächs aus den Cordillera Mountains) und der Performance-Künstler Manong Bencab nannte das ganze Projekt Pinikpikan, nach einem Hähnchengericht aus der Gegend, bei dem das Hühnerfleisch mit einem Bambusstock vor dem Kochen rhythmisch geklopft wird.

Pinikpikan liveDie Band Pinikpikan wurde jedoch nie wirklich gegründet. Sie fand sich immer wieder zusammen zu Sessions an den Stränden von Palaway, im verrauchten Wohnzimmer von Pepito Bosch in der Protacio Street in Manila oder in den Bergen von Sagada. Die Mitglieder der Band sind, bis auf wenige, keine professionellen Musiker und jeder, der einmal mitgespielt hat, wird als Mitglied von Pinikpikan betrachtet. Einige charismatische Persönlichkeiten wie Pepito Bosch, Diokno Pasilan, Manong Bencab und Grace Nono haben jedoch das Wesen der Gruppe im Laufe der vergangenen zwölf Jahre geprägt.

Der Großvater von Pepito Bosch war Deutscher und exportierte Granit von Europa nach Asien. Er heiratete eine Frau aus Manila und blieb in Asien. Auch Pepito und sein Bruder Tony haben einige Jahre in Deutschland im Exil gelebt, auf der Flucht vor den Repressalien der Marcos Diktatur. Pepito war eine Art Bohémien, dessen Wohnung der Treffpunkt der alternativen Kunstszene Manilas war. Während Pepito seinem Lebensmotto "Take it to the Limit" folgend, zugekifft und die Rumflasche schwenkend auf einer Chaiselongue thronte, wurde um ihn herum gezeichnet, musiziert oder einfach nur geredet.

Pinikpikan liveSein Tod 1994 wurde mit einer neuntägigen Trauerfeier ausgiebig zelebriert, und auch hier trafen sich Miglieder von Pinikpikan zu nächtelangen Jamsessions. Mittlerweile ist es bereits die zweite Generation von Musikern, unter anderem Pepitos Neffe Dante Bosch, die unter der musikalischen Leitung des Rock Gitarristen Sammy Asuncion den Geist von Pinikpikan weiterführt. Diokno Pasilan beschreibt diesen Geist als "eine spontane Zusammenkunft von Menschen verschiedenster Ausrichtung, die dem intuitiven und kreativen Impuls der Spontanität und Improvisation immer neue Ausdrucksformen geben." Die Mitglieder von Pinikpikan sind aber auch aktiv in der philippinischen Menschenrechts- und People's Power Bewegung, die dort immer noch mit politischen Problemen zu kämpfen hat.

CD 'Atas'



Alexander Trofimow (C) 2001 Copyrighted Text