Raimundo Sodre

   

  
Geboren in der Region Bahia, der "Mutter Brasiliens" und Nährboden für eine Vielzahl von Kulturen afrikanischen und europäischen Ursprungs, kombiniert Raimundo Sodre dieses musikalische Erbe mit persönlichem Stil und unbestreitbar universellem Reiz.

Raimundo Sodré - Real Raimundo Sodre ist außerhalb Venezuelas ursprünglich durch seine Zusammenarbeit mit dem Ensemble Gurrufio bekannt geworden. Hurtado beherrscht alle Techniken des Cuatro so virtuos, dass er dieses Instrument aus seiner rein rhythmischen Begleitfunktion in der Folklore Venezuelas herauslöst und es atemberaubend solistisch spielt.

Raimundo Sodre; ist seit den siebziger Jahren in der brasilianischen Musikszene aktiv und führte in die MPB (Musica Popular Brasileira) die chula ein, eine im Hinterland Bahias sehr populäre Sambaart. 1980 gewann er mit seinem Lied A Massa, das er mit Jorge Portugal komponiert hatte, den dritten Preis beim MPB Festival in Rio, das live vom Fernsehkanal Globo übertragen wurde. Ein Text, mit dem sich jeder identifizieren konnte und ein unwiderstehlicher Rhythmus ließen das Lied zu einem sofortigen Hit werden. Diese chula, einer der am meisten im Radio gesendeten Erfolge, ist heutzutage eine Referenz für die brasilianische Musik.

"Ich wurde im 'Sertao da Bahia', in Ipira, geboren und wuchs in Santo Amaro da Purificacao auf, einer kleinen Stadt südöstlich von Salvador und früher eine Zuckerplantage mit großer schwarzer Bevölkerung. Diese sind Nachkommen der Gege, Yoruba und angolanischer Völker. Und hier wurde der maculele-Tanz geboren. Meine Mutter und meine Tante praktizierten die Candomble-Rituale und von ihnen habe ich, seit ich sieben Jahre alt war, gelernt, die drei Atabaques zu spielen, welche den Rhythmus für die Anrufung der Orixas (Götter afrikanischen Ursprungs) angeben."

Salvador da Bahia, der Hafen, in welchem die ersten Kolonisten landeten, und erste Hauptstadt der portugiesischen Kolonie, ist auch ein Ort, an dem zahlreiche Sklavenkolonnen aus Westafrika an Land gingen. Diese brachten ihre Kunst, ihre Gebräuche und ihre Gottheiten mit. Das Roncavo-Gebiet, ein sehr fruchtbares Land, das die Bay-of-all-the-Saints umgibt und eines der wichtigsten Zentren der Zuckerrohrproduktion in Amerika, gab dem Land eine Reihe von Künstlern und Intellektuellen. Der Sertao, im Nordosten, ist Agrarland, das oft unter harten Dürreperioden leidet. Die Hauptaktivitäten sind Rinderzucht und der Anbau von Maniok, einer wichtigen Zutat in der brasilianischen Küche. Diese Region brachte auch eine große Zahl Dichter hervor.

Raimundo Sodre wuchs mit Musik verschiedensten Ursprungs auf: Samba, Xaxado, Rock'n' Roll, Mambo, Salsa, Baiao, die in den Straßen von Salvador über Lautsprecher zu hören waren. Er hörte auch die Musik der Landbevölkerung, die der Barden und Dorfmarkt-Sänger, der Violeros, und die der in Brasilien häufigen Volksfestivals. Diesem tief religiösen Volk mangelte es auch nie an Gelegenheiten, den einen oder anderen Heiligen zu feiern: Diese Festivals, bei denen sich das Religiöse mit dem Profanen fröhlich mischt, bestimmen den brasilianischen Kalender und sind besonders gut in der bahianischen Kultur eingebettet. Diese festas de Largo auf dem Marktplatz sind Ausdruck der Lebensfreude der Menschen und untermauern die Vitalität der populären musikalischen Kultur.

Raimundo Sodre verbrachte seine Jugend zusammen mit Jorge Portugal, Roberto Mendes und Marcelo Machado, seinen beständigsten musikalischen Partnern in einer kleinen Stadt die gleichzeitig die Heimat von Caetano Veloso und Maria Bethania war. Seine Lehrer sind Luiz Gonzaga und Jackson do Pandeiro; außerdem hörte er Ary Lobo, die Beatles, Elvis Presley, Gordurinha, Little Richard, Riachao, Balbino do Rojao... Es waren sicher diese, die ihm bis heute Kraft und das Verlangen geben, seinen eigenen musikalischen Weg zu finden.

Sodres musikalische Sprache basiert auf der reinen und traditionellen chula: die chula ist ein individueller Tanz bei dem während der Gitarrensoli jeder Tänzer improvisiert. Zusammen mit den dann folgenden Perkussionsinstrumenten ergibt sich eine sehr lebendige Musik mit einem unwiderstehlichen Swing. A Massa, der ersten aufgenommenen Chula folgten viele andere, interpretiert von anderen großen Künstlern der MBP wie Gal Costa oder Maria Bethania.

Raimundo Sodre war im wahrsten Sinne des Wortes mitten in Rhythmus und Perkussion hineingeboren. Er sagt selbst: "Als der Tag meiner Geburt bevorstand, tanzte meine Mutter die ganze Nacht in einer Candomble-Zeremonie bis zum Morgengrauen, und ich wurde um 5 Uhr morgens geboren." In seiner Kindheit war alles, ob religiöse oder profane Objekte, eine Quelle des Rhythmus: der Maisstampfer, das Sieb, das zur Aussortierung der Bohnen benutzt wird, das Rad der Maniokmühle, die Atabaques (eine Art Congas, die während der Candomble-Zeremonie gespielt werden). Wie bei den meisten bahianischen Perkussionisten waren auch für ihn die Atabaques, die mit der Handfläche im "Angola-Bantu-Candomble" oder mit Trommelstöcken in der "Nago/Yoruba-Anbetung" gespielt werden, sein erstes Instrument.

Atabaques, Caxixis, Pandeiros, Congas, Berimbau... Raimundo Sodre beherrscht perfekt alle diese Perkussionsinstrumente, die zum Ursprung seiner musikalischen Sprache gehören und vom Candomble und den bahianischen traditionellen Festivals stammen. Er ist einer der wenigen Musiker, die diese in ihrer Musik auch als melodische Instrumente an sich integrieren. Bei jedem seiner Auftritte spielen Perkussionen eine wichtige Rolle, wobei er auch einige Stücke solo spielt. Zusammen mit seinem Freund Mamour Ba, einem senegalesischen Perkussionisten, hat Sodre; verschiedene Tanz- und Perkussions-Shows in Rio und Salvador bestritten: "Diese Arbeit geht zurück zu den afrobahianischen Wurzeln als eine Gegenreaktion zur 'kommerziellen' Musik."

Die Cabila, ein angolesischer Zwilling der Samba bildet die Grundlage seiner Chulas. Die rhythmische Basis formt das Pandeiro und erinnert an die pagode, ein anderer sehr populärer Rhythmus in Rio. Raimundo Sodre; verwendet auch "ijeixa", einen Candomble-Rhythmus, wie z.B. in Da Car. In anderen Kompositionen werden die Candomble-Rhythmen mit Stöcken gespielt, wie z.B. die ilu (Rhythmus, um den Gott Yansa anzurufen), der La Seine abschließt. In einigen Kompositionen, in denen die Basis von einer Chula oder Samba gebildet wird, schafft ein Instrument einen unterschiedlichen rhythmischen Stil, der der Chula oder Samba auferlegt wird.

Baiao, Xaxado, Galope, Frevo: diese Rhythmen, typisch für den nordöstlichen Bereich, bilden andere Wege, die er geht, ohne sich zu verlieren. Raimundo Sodre komponiert Musik mit starkem regionalem Einfluß, jedoch mit einer sehr eigenen und rhythmischen Art. Die Melodien sind einfach und der Rhythmus genau gesetzt. Seine sehr charakteristische und virtuose rechte Hand fliegt über die Arpeggios, die Noten klar und gut gesetzt, der Swing ist bereits nach den ersten Noten da. Die Gitarre wird sowohl melodisch als auch rhythmisch eingesetzt. "Wenn ich komponiere, ist es die rechte Hand, die sofort den Rhythmus führt. Das ist grundlegend für meine Arbeit."

Die Texte seiner Songs werden von Jorge Portugal, Marcelo Machado und ihm selbst geschrieben. Sie sind direkt und auch oft doppeldeutig mit ironischem oder poetischem Stil. In den Worten seiner Songs spiegelt sich das tägliche Leben der Brasilianer mit all seinen Schwierigkeiten, Ungerechtigkeiten, der Zerstörung des Amazonasgebiets und der Wälder, der Verunreinigung der Flüsse, der Auslöschung der indianischen Stämme, der Unterdrückung der Frauen, der Rassendiskriminierungen, welche die Schwarzen in Brasilien erleiden, den Sorgen der Brasilianer in einem fremden Land....

Diese Texte werden ausdrucksstark, mit wohlklingender Stimme und vielfältigen Intonierungen vorgetragen. So wie er seine Gitarre als rhythmisches Instrument benutzt, gebraucht Sodre auch seine Stimme als zusätzliches Perkussionsinstrument.

1993 nahm Raimundo Sodre sein viertes Album Real auf. Diese Aufnahme zeigt eine Konstanz zu den drei vorhergehenden auf - sein eigener charakteristischer Stil ist sofort erkennbar. Nur die Mischung ist verschieden. Die Drums fehlen, ihr akustischer Platz wird von Perkussion eingenommen, wodurch die rhythmische Zusammenstellung klarer erkennbar wird. Darüber hinaus werden neue Instrumente wie Bläser, elektrische Gitarre und 12-saitige Gitarre eingeführt. In Maravilha Marginal und La Seine tauchen Soli der E-Gitarre sowie der 12-saitigen Gitarre auf. In einem gewagteren musikalischen Stil wird der Rhythmus der Chula, Ijexa, Samba, Choro, Baiao, Guanguanco teilweise in einer Komposition gemischt. Z.B. In Vamos Salvar o Bonde, wird der Eindruck einer Samba aus Rio vermittelt. Tatsächlich aber wird ein Samba-Reggae-Rhythmus von einer Bumbo (große Trommel) gespielt, während die Congas eine Guajira, einen kubanischen Rhythmus intonieren und eine ganz neue rhythmische Komposition dabei entsteht. In dem Baiao Sina de Cantador wird die afrikanisch klingende E-Gitarre auf die gleiche Stufe gestellt wie das typische Instrument des Baiao, das Akkordeon.

Real hat eine Menge an reizvollem zu bieten: Die Arrangements sind ungekünstelt und rein und zeigen eine wirkliche Reife. Die Texte sind etwas satirischer, aber einige davon haben eine doppelte Bedeutung. Alles in allem, ist dies eine Aufnahme für Menschen, die sich von eingefahrenen musikalischen Wegen entfernen wollen.

Wenn Raimundo Sodre von seinem Aufenthalt in Europa beeinflusst worden sein sollte, so hauptsächlich dahingehend, dass ihm seine ursprünglichen Wurzeln noch bewusster geworden sind. "Ich weiß, dass die traditionellen bahianischen Festivals langsam verschwinden und bedaure das... Aus diesem Grund ist meine Arbeit eine Suche nach unseren Wurzeln, unserer inneren Wahrheit. Es ist die Pflicht des Künstlers, diese Erinnerung am Leben zu erhalten". Sein erklärtes Ziel ist es, für die Musik seines Landes zu werben, für die er ein authentischer Vertreter ist.
  

Die Presse zu Raimundo Sodre - Real

Eine wundervolle Mixtur aus Percussion und melodischen, oft afrikanisch anmutenden Gitarrenriffs'
Musikwoche

 
Website von Raimundo Sodre

Raimundo Sodre bei Tropical Music:

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