El Reto


Karibische Rythmen mit deutscher Dichtkunst: - unerhört!
El Reto - Salsa Bavaria mit Congas, Reime und Posaunen

El Reto - Salsa Bavaria1 LEICHENFAHRER 3'18
Son Cubano eines Flach-Fracht-Chauffeurs
2 FENSTERPLATZ 4'08
Reggae Rap. Es gibt noch Abenteuer, z.B. im Zug
3 WO IST DIE EINS? 3'37
Ranchera der tänzerischen Peinlichkeit
4 SUSI 3'03
Merengue für ein geliebtes Wesen

Musik und Text aller Titel: Reto Brehm /Verlag Tropical Music
Produziert von Reto Brehm

P C 1998 TROPICAL MUSIC GMBH Postf.2230 35010 Marburg
Vertrieb: BMG Ariola/ARIS; CH:COD, A.Extraplatte
  

Lateinamerikanische Musik? Hecho en Alemania? gab es bisher eigentlich immer nur dual: Original und Fälschung. Das sind zum einen die Salseros in multikultureller Besetzung, die zwischen München und Hamburg mitunter ganz hervorragende, picante connexiones latinos in Originalversionen auf die Bühnen bringen. Und das sind die Blanco(s) y negros, die mit und ohne Last die Puppenspieler in Mexiko nach Art des Häusle's tanzen lassen.

Noch nie hat es aber einer versucht Salsa, Merengue oder Son aus der Karibik mit deutschen Texten so zu singen, daß nicht nur die musikalische Basis annähernd echt klingt, sondern der Gesang auch noch so kommt, als ob hier die Texte eben nur simultan übersetzt wurden und all das typische der Soñeros erhalten blieb. Nichts anderes haben ja die Puertoricaner in ihrem Barrio von New York gemacht, als sie anfingen, ihre Salsa nicht nur spanisch sondern auch in Englisch zu singen. Aber deutsche Texte, das ist unerhört!, zumindest bisher ungehört.

Ein guter Soñero muß kein Belcanto-Sänger sein, es ist wichtiger, daß er ein immenses Gespür für den Rhythmus der Musik und der Sprache hat. Er muß improvisieren können, sollte Witz und Humor haben.

Die Forderung nach einer deutschen Celia Cruz ist schon seit langem mit Costa Cordalis noch immer nicht beantwortet. Aber El Reto aus Santa Bavaria, einer kleinen Alemania vorgelagerten südlichen Insel, hat nun sein ebenbildiges Pendant im deutschen Reto Brehm aus München, den wir hier mit seiner Maxi-CD ?Salsa Bavaria? vorstellen: ein blonder Bayer mit Rumbarasseln und einem Humor, der so trocken ist, wie die Samenkörner darin.

Statt 'Samba, Sonne, Senhoritas' präsentiert El Reto 'Congas, Reime und Posaunen'. Seine Liedtexte beruhen auf eigenen Erlebnissen: Reto hat wirklich mal Leichen im Benz zum Friedhof kutschiert (Leichenfahrer) und die Erlebnisse in der Bahn (Fensterplatz) teilt er sicher mit vielen Mitmenschen. 'Wo ist die Eins?' haben sich wie er wohl schon viele Salsa-Tanz-Novizen gefragt und wer wollte nicht mal 'Susi's Naßrasierer' sein? Mit solchen Texten knüpft El Reto übrigens an Songwriter wie Urich Roski in den 70er Jahren an.

C.S. (C) 1998
  

El Reto - Mein Leben

Ich bin in München geboren und im Alpenvorland aufgewachsen. Ein kleiner roter Dualplattenspieler prägte mich im Säuglingsalter. Drei Schallplatten besaß die Familie: Gregorianische Choräle, Louis Armstrong und den "Schrägen Otto mit seiner beschwipsten Drahtkommode".

Mit sechzehn Jahren beschränkten sich meine musikalischen Fähigkeiten noch immer auf die Gitarrengriffe, die ich vom Vater gelernt hatte. Sport war meine liebste Beschäftigung. Da stellte ich mir die entscheidende Frage: Wie verquicke ich Sport und Musik? Antwort: Durch Schlagzeugspiel! Wir spielten Neue Deutsche Welle und eines Tages erfand ich einen Rhythmus, der Reggae sein sollte, aber dafür ein bißchen zu quirlig war. Mein Unterbewußtsein strebte nach temperamentvoller, mitreißender Musik, aber wo konnte ich diese finden?

Mittlerweile hatte es meinen Vater beruflich nach Afrika verschlagen und eines Tages läutete das Telefon: "Sohn, komm nach Togo! Hier kannst du ohne Numerus Clausus Medizin studieren!" Mein Schlagzeug in den alten Benz geschmissen, die Baßtrommel aufs Dach geschnallt, fuhr ich durch die Sahara gen Süden.

Dort angekommen, hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, als einziger Weißer in einer schwarzen Combo vor einem riesigen schwarzen Auditorium spielen zu dürfen. Ich überlebte, ja, es drückte mir sogar ein Mädchen anerkennend eine Münze auf die schweißige Stirn.
Mein medizinischer Eifer war leider nicht sehr groß und ich mußte zurück nach Deutschland. "Endlich wieder Regen", dachte ich, als ich Zuhause ankam, aber ich vermißte doch die nächtlichen Trommeln Afrikas. Aus diesem Grund beschloß ich, auf Perkussion umzusatteln, lernte Congas, Bongos und Timbales zu spielen und wurde Dipl. Perc. Aber nicht nur als Musiklehrer verdiente ich meine Brötchen, sondern auch als Autojournalist, Skilehrer, Bauarbeiter, Heizungswart und Leichenfahrer.

Eines Tages, es war auf der Brennerautobahn, legte ein Freund eine äußerst rhythmische Kassette ein und sagte: "Das ist Salsa!" Prompt war ich infiziert und man fand mich von da an in einschlägigen Tanzlokalen, wo ich die korrekte Hüftbiegung zu erlernen suchte. Das war nicht einfach, denn Lehrer gab's damals noch nicht und die Chicas lehnten meine schüchternen Aufforderungen ab: "Du Gringo, du kannst nicht tanzen." Aber mit Zähigkeit und Ausdauer lernte ich's doch und spielte auch bald in einer Salsaband. Außer mir waren dort alle anderen ebenfalls Gringos, mit einer Ausnahme: der Sänger. Wenigstens dieser mußte ein Latino sein, denn er hatte auf Spanisch zu singen und ein bißchen dunkel auszusehen. Nun braucht man in so einem Orchester auch Chorsänger und so wurde ich tanzender und trommelnder Salsa-Chorsänger.

Wenn die Band gut in Fahrt war und das Publikum tanzte, ließ es sich auf der Bühne aushalten, ohne Zweifel, aber mit der Zeit drängte sich ein Gedanke immer mehr in den Vordergrund: "Was wäre, wenn die Leute da unten, zum Großteil Deutsche, das verstehen würden, was wir hier oben singen, könnte man sie dann nicht noch mehr anfeuern?" Ich mußte es einfach ausprobieren und wagen, was noch keiner gewagt hatte. Ich begann Songs zu schreiben und jetzt kamen mir meine Berufe und Abenteuer zu gute. Es entstand der Son Cubano vom Leichenfahrer und der Reggae vom Zweimaster Lindoy, der nie bis nach England kam. Der Alptraum-Guaguanco nahm Gestalt an und fand seinem Widerpart im Rumba des süßen Schlafes. Immer mehr Songs stapelten sich in der Schublade, bis es genug waren, um "El Reto" in's Leben zu rufen: Die erste "deutsche" Karibikband! (C) 1998
  

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