Cicala Mvta

The Return of Japanese Street Music
mit Wataru Okhuma's Cicala Mvta: Ching Dong

Wataru Okhuma - Cicala MvtaDie Gruppe Cicala Mvta wurde 1994 gegründet und der Bandleader Wataru Okhuma zählt zu den innovativsten Musikern der aktuellen japanischen Musikszene. Er spielt hervorragend Klarinette, Saxophon, Vibraphon und Akkordeon. Er hat als Produzent und Musiker an zahlreichen bahnbrechenden Alben des vergangenen Jahrzehnts in Japan mitgewirkt. (u.a. Soulflower Mononoke Summit). Die Arbeit von Wataru Okhuma verbindet Musik aus Okinawa und traditionelle japanische Stile mit westlichen Kompositionen und Traditionen.

Die CD "Ching Dong" ist Japans Antwort auf Giora Feidmann und die Fanfare Ciocarlia. Der Name der Band Cicala Mvta ist italienisch und bezieht sich auf die Inschrift auf dem Grabstein eines politischen Dichters aus Japan, der vor rund 70 Jahren nicht offen schreiben konnte aus Angst vor seiner Inhaftierung, und sagte, er hätte eine Zikade im Hals stecken, die ihn stumm macht.

Cicala Mvta verbindet in ihrer Musik japanische Chindon-Musik mit eigenen Kompositionen und traditioneller Musik aus verschiedenen Kulturkreisen. Okhuma spielt eine Komposition von Paul Dessau (Fratanisation Song) genauso wie Kabuki-Melodien (Shi-Chome) und Nepalesische Hochzeitstänze (Rajamati Kumati).

Grundlegend ist aber die Chindon-Musik. Bis vor rund 50 Jahren war Chindon eine populäre musikalische Form der Straßenwerbung. Die Blaskapellen waren Teil des Stadtbildes in Japan, sobald es um die Ankündigung einer Geschäftseröffnung oder der Einweihung einer neuen Flipperhalle, eines Pachinkos ging. In der Musik von Cicala Mvta begegnen sich Blaskapellen aus dem Balkan mit Klezmerensembles und New Orleans Marching Bands in den vollgestopften Straßen Tokios.
  

Die Presse über Chicala Mvta - Ching Dong:

The stirring debut album by Cicala Mvta, Wataru Okhuma's own band, produces complex, challenging and powerful music.
FolkRoots
  


In Japan gibt es ein Sprichwort: "Der Nagel, der heraussteht, muß eingeschlagen werden." Die utopische japanische Gesellschaft ist eine konformistische Gesellschaft, in der wenig, auch im musikalischen Bereich, von der Norm abweicht. Doch gleichermaßen ist nur weniges normal, im normalen Sinne des Wortes. Die traditionelle Kultur wird mit einer unterwürfigen Leidenschaft gepflegt und bewahrt; und man stellt irgendwann fest, daß die Studenten nur lernen, um später gut verheiratet zu sein. Musikschulen und traditionelle Vereine sind gut vertreten und arbeiten streng konservativ.

Auf der anderen Seite wird die japanische Popwelt von untalentierten ''Schlagersternchen'' überflutet, die sich gegenseitig mit ihren hohlen karaokefreundlichen Süßlichkeiten überbieten. Es gibt trozdem immer noch Nägel, die hervorstehen. Das sind die Musiker mit einer persönlichen Kraft, frei von institutionalisierten Schranken, die ein enormes Reservoir an Kreativität und Experimentierfreude zeigen. Letzlich sind Wechsel und Fortschritt, oft gepaart mit einer völligen Blindheit gegenüber der Vergangenheit, der Motor der Japaner.

Wataru Okhuma - Cicala Mvta - Die Rückkehr japanischer StraßenmusikNach dem 2. Weltkrieg schienen viele Japaner beim gierigen Aufsaugen der amerikanischen Kultur ihr eigenes reiches und vielfältiges musikalisches Erbe zu vergessen. Die japanischen Kopien der Boogie Woogie, Rockabilly und Jazz-Bands wirkten wie Abziehbildchen ihrer amerikanischen Vorbilder. Micky Mouse ist zwar immer noch der König, aber langsam ist der böse Geist der totalen Faszination für alles westliche ausgetrieben.

Heutzutage gibt es in allen musikalischen Genres eine Menge von originellen und spannenden Ideen, die verschiedene Einflüsse miteinander vermischen. Japanische Musiker haben die außerordentliche Gabe sich ihrer eigenen Tradition zu bedienen und Elemente von außen zu vereinnahmen. Keiner kann das besser als Wataru Okhuma.

Wataru Okhuma spielt hervorragend Klarinette, Saxophon, Vibraphon und Akkordeon. Er hat bei mehreren wegweisenden Alben des letzten Jahrzehnts mitgewirkt. Er war Mitglied in Masami Shinodas Compostella Chindon Band, die als erste die wilde und lebensfrohe Instrumentalmusik genannt Chindon in den 90er Jahren zu Gehör brachte.

Chindon war bis vor 50 Jahren eine populäre musikalische Form der Straßenwerbung. Die Musiker waren Teil des Stadtbildes in Japan, sobald es um die Ankündigung einer Geschäftseröffnung oder die Einweihung einer neuen Flipperhalle, eines Pachinkos ging. Mit dem Siegeszug des Fernsehens begann auch der Niedergang der Chindon-Bands.

Compostella und die Vorgängerband Tokyo Chindon beeinflußten zahlreiche nachfolgende Formationen, in denen Wataru Okhuma auch Mitglied war. Er war Produzent und Musiker des Albums "Uchinta Jinta" von Tetsuhiro Daiku, das in erstaunlicher Weise Musik aus Okinawa und Chindon kombinierte. Wiederum von Tetsuhiro Daiku stark beeindruckt war die Rock Band Soul Flower Union, die mit der akustischen Gruppe Soul Flower Mononoke Summit ihre eigene Version von chindon-geprägter Musik spielte. Okhuma spielte auch bei Mononoke Summit mit und wurde später festes Mitglied von Soul Flower Union.

Weitrhin produzierte Wataru Okhuma das hochgelobte Shisar Album "Kuwo no Shita de Biru", auf dem sich Okinawa und Grunge begegnen, und die Klezmerband "Betsuni Nanmo Klezmer". Vor kurzem wirkte er als Coproduzent und Musiker am Soloalbum "Soul-Cialist Escape" des Soul Flower Musikers Takashi Nakagawa mit, das zum Teil von Donal Lunny produziert wurde und auf dem auch einige seiner Bandmitglieder mitspielten.

Obwohl bereits 1994 gegründet, ist das vorliegende Album das erste der Wataru Okhuma Band CICALA MVTA. Es vereinigt in sich die vielen spannenden Ideen Okhumas: "Dieses Album ist ein Mix aus Chindon, anderer traditioneller Musik und eigenen Kompositionen." sagt Okhuma. "Das Album ist sehr multikulturell, es arbeitet mit Einflüssen aus Nepal, der Türkei und dem Balkan, denn überall auf der Welt gibt es Blasmusik." Spannend, kraftvoll und hervorragend gespielt präsentiert das Album großartige Musiker und zeigt die wohl spannendste Seite der aktuellen japanischen Musikszene.

Der Name der Band CICALA MVTA ist italienisch und bezieht sich auf die Inschrift auf dem Grabstein eines politischen Dichters aus Japan, der vor rund 70 Jahren nicht offen schreiben konnte aus Angst vor seiner Inhaftierung, und sagte, er hätte eine Zikade im Hals stecken, die ihn stumm macht.

Das Album "Ching Dong" ist in keiner Weise ein traditionelles japanisches Album. Selbst die einheimischen Musikstile Chindon und die sehr verwandte Tanzform "Jinta", werden von CICALA MVTA viel zu modern gespielt um als traditionell bezeichnet werden zu können. Man sagt, daß das Wort "Jinta" eine lautmalerische Nachahmung europäischer Instrumente sei, die während der Meiji-Epoche 1868 bis 1912 in Japan auftauchten.

Ching Dong mag für viele nicht das "echte Japan" wiedergeben, wie es vor der Zeit des Verwestlichung vor 130 Jahren existierte, auch wenn dieses alte Japan nur noch im Reich der Phantasie existiert. Das friedliche Miteinander von Alt und Neu ist heutzutage in Japan viel realer. Der moderne städtische Alptraum, in dem die meisten Musiker leben, steht neben dem vernachlässigten, etwas eigenwilligen und zurückgezogenen Landleben, das viele hinter sich gelassen haben. Japan ist ein Land, in dem Bequemlichkeit an erster Stelle steht, in dem es keine Anstrengung erfordert Musik zu hören und keine Leidenschaft braucht um Musik zu machen. CICALA MVTA gibt der japanischen Musik ihre Leidenschaft zurück.

Paul Fisher
Booklet Liner Notes / C 1999 by Paul Fischer/Tropical Music /All rights reserved
  

Homepage von Chicala Mvta (japanisch / english)
  

Chicala Mvta bei Tropical Music:

CD Chicala Mvta - Deko Boko
CD Chicala Mvta - Ching Dong