SantaRio
Sebastião Tapajós & Solistas

CD 68.802

 
Auf diesem neuen Album SantaRio umgibt sich Sebastião Tapajós
mit drei berühmten Kollegen der Musica Instrumental.

Sebastiao Tapajos & Solistas - SantaRioDa ist der seit Copinha wohl wichtigste und versierteste Flötist der MPB, Altamiro Carrilho (74), der besonders durch seine Interpretationen von Choros und Chorinhos bekannt wurde aber auch vorzüglich in der Klassik zu Hause ist.

Mauricio Einhorn (66), der Mundharmonikaspieler aus Rio, gehört zu Sebastião Tapajós' ältesten Freunden in der Cidade Maravilhosa. Sie wohnten früher auch in unmittelbacher Nachbarschaft zueinander in Leme an der Copacabana und Tapajós hatte damals viel dazu beigetragen, daß Mauricio mit Hilfe befreundeter Musiker seine erste eigene LP (ME, MPS) aufnehmen konnte. Es blieb Mauricios einzige, dafür allerdings ist er auf hunderten von Studio-Produktionen von Jazz bis Pop zu hören.

Gilson Peranzzetta schließlich ist der jüngste unter den Freunden von Sebastião Tapajós auf dieser Platte. Er ist einer der gefragtesten Musiker Brasiliens und darüber hinaus ein sehr erfolgreicher Arrangeur und Produzent. Kennern der MPB ebenfalls ein Begriff sind sicher der Drummer Robertinho Silva, den man über viele Jahre als Musiker im Ensemble Milton Nascimentos hören konnte - und Marcelo Salazar, ein sehr versierter Perkussionist aus Rio, der auf vielen Schallplatten zu hören ist.

SantaRio spannt musikalisch den Bogen von Rio Tapajós, den Wurzeln von Sebastião Tapajós, zum Rio de Janeiro. Der brasilianische Norden und Nordosten sind Heimat der Caboclos, zu denen im Grunde auch Tapajós gehört: eine ethnische Mixtur aus Indianern, Europäern und Afrikanern, die seit Kolonialzeiten als Kleinbauern, Landarbeiter, Viehhirten, Kautschuksammler und Holzfäller ein hartes Dasein zwischen Dürreperioden, Landvertreibung, Hungersnöten und feudaler Unterdrückung fristen. Umso reicher ist ihre Kultur: die Poesie der Literatura de Cordel und der fahrenden Volkssänger, die Tänze des Bumba-meu-Boi und hunderter ihrer Varianten unter Namen Caboclinhos, die Feste zu Ostern, Fronleichnam, Weihnachten und Carnaval.

Dieses Hinterland haben die katholischen Padres früher nie betreten. Propheten, Wunderheiler und Volksheilige waren die Kirche der Armen, zusammen mit aus indianischer und afrikanischer Kultur übernommenen Kulten. Sebastião Tapajós zitiert viele Klänge dieses Teils Brasiliens in seinen Lendas Amazonas (Amazonas-Legenden) u.a. in der Nachahmung des Klangs der Viola Sertaneja (Gitarrenart) oder in den Rhythmen der Carimbó Trommeln.

Sebastião Tapajós ist auf einem Boot des Vaters auf dem Amazonas aufgewachsen und in einem Boot begleiten wir ihn nun durch Gewässer Brasiliens. Wir fahren auf den vielen kleinen Wasseradern, die die die Urwälder überschwemmen (den Igapós), bestaunen von dort aus Bäume (Maricarro's), Pflanzen (Vitoria Regia) und Früchte (Tucuma). Des nachts hört man den Schrei einer Eulenart (Matinta pereira) und der Brauch verlangt es, daß, wer den Gesang der matinta von seinem Haus aus hört, sagt: "Matinta, morgen kannst Du kommen und dir Tabak holen." Im Glauben der indianischen Ureinwohner ist es nämlich der Zauberer, der sich für seine Zeremonie in diesen Vogel verwandelt hat. Diese Feiticeiros arbeiten viel mit dem Rauch von Zigarren oder Pfeifen.

Während Sebastião Tapajós in den musikalischen Erinnerungen an seine Heimat, zu der natürlich auch des großen Volksmusikanten Luiz Gonzaga's Assum Preto gehört, gern erzählerisch, üppig Klangbilder zaubert, geht es in den Beiträgen der Metropole Rio eher zur Sache.

Zu Kaisers Zeiten lebten schon viele schwarze Sklaven im zu Rio de Janeiro (Fluss des Januar) gewordenen ehemaligen Sao Cristovao am Fuße des Zuckerhuts. Mit der Sklavenbefreiung (1888) kamen auf einmal scharenweise auch Schwarze aus dem afrobrasilianischen Zentrum und ehemaliger Hauptstadt Salvador an die Bucht von Guanabara. Schwarzen Musikern aus Rio's Cidade Nova, den Siedlungen der Schwarzen und Flüchtlingen aus dem Nordosten, wie Pixinguinha (1898-1973), verdankt die MPB wesentliche Impulse in der ersten Hälfte unserer Jahrhunderts. Lamento (Klage) entstand 1962 mit einem Text von Vinicius de Moraes. Den Chorinho 1x0 schrieb Sebastião Tapajós zusammen mit den Flötisten Benedito Lacerda 1946 in Würdigung eines Tores des Nationalspielers Artur Friedenreich im Spiel gegen Uruguay von 1919.

Choro ist die Musik Rios, mit der sich Sebastião Tapajós von Anfang an am meisten angefreundet hat. Seine Improvisationen sind daher auch eher in diesem Bereich der Variation (mit leichten Ausflügen in den Jazz) angesiedelt. Während schwarze Sambas eigentlich in einer nie wieder erreichten Form am genialsten bisher durch Baden Powell für die Gitarre adaptiert. wurden, nähert sich Tapajós den Sambas stets durch über die Bossa Nova oder den Choro, ein bißchen akademischer zwar, aber dafür solistisch äußerst interessant und raffiniert. Mit Tico Tico no Fuba erweisen die vier Instrumental-All-Stars von Rio einem Welterfolg aus Sao Paulo ihre Reverenz.

Früher dachte ich der Erkundungstrieb führt Sebastião Tapajós kreuz und quer durch Brasilien, von Santarem nach Rio, von dort nach Sao Paulo und hinunter nach Curitiba, dann wieder Rio und inzwischen wieder Santarem. Inzwischen weiß ich aber: es sind die Frauen, derentwegen Tapajós für Jahre selbst tief hinunter in den Süden zog. Auch von dort bringt er uns wieder musikalische Impressionen von Wassern mit: vom Fluß TaiaÇupeba (benannt nach einem Flamingoartigen Vogel, Taiacu = Reiher, peba= groß) und vom Barueri, dessen Ufer von Bäumen gleichen (Tupi-) Namens gesäumt werden. An beiden Flüssen befinden sich Wasserkraftwerke (Estacoes).

SantaRio ist mehr als ein Hinweis auf Sebastião Tapajós musikalische Wurzeln in den Gewässern zwischen Santarem am Amazonas und Rio de Janeiro an der Bucht von Guanabara. Es ist eine Hommage an die Wasser Brasiliens von Quellflüssen über die Ströme bis ans Meer, an das Leben.

(Auszug aus den Linernotes des Booklets/ Copyright: Claus Schreiner)

 

Sebastião Tapajós - SantaRio in der Presse:

Hier sind einfach Weltklasse Profis am Werk
Akustik Gitarre

Voller Poesie und exquisiter Sounds läßt er uns teilhaben an den musikalischen Traditionen des größten lateinamerikanischen Landes
aktivissimo

 

Weitere CDs von Sebastião Tapajós bei Tropical Music:

CD Sebastião Tapajós - Xingu - Guitar & Percussion (68.907 / 876.134)
CD Sebastião Tapajós - Sambas & Bossas (68.930 / 883:944)
CD Sebastião Tapajós - Brasilidade (68.945 / 883.575)
CD Sebastião Tapajós & Gilson Peranzzetta - Affinities (68.984 / 916.898.42)
  

Mehr Info zu Sebastião Tapajós